Ausland
Bulgarien war ein Bruderstaat der ehemaligen Sowjetunion. Nachdem das Reich Anfang der 90er Jahre zerfiel, förderte Deutschland die Zusammenarbeit mit den Ex-Ostblockstaaten. Um dort die deutsche Sprache stark voranzubringen, wurden für konzipierte Projekte u. a. Lehrer beauftragt.
Besuch des Sprachengymnasiums in Lovech (Lowetsch):
eine Eliteschule mit großer Ausrichtung auf Deutschland.
Aus ihr sollte ein Sprachdiplomzentrum
werden.
In meiner Begleitung:
Der deutsche Botschafter Herr Metzger,
Kulturattaché Herr Langer,
Frau Taulowa vom bulg. Ministerium,
Frau Michailowa der Gesellschaft Wissen
und zwei Kolleginnen.
Trotz ungeheurer Probleme wollte man die gewünschten Ziele angehen.
Viele Teile der Institution waren im ruinösen Zustand, oft unbeschreiblich.
Das betraf alle sanitären Einrichtungen, die Räumlichkeiten im Internat, viele Klassenzimmer und die Sportstätte. Tatsächlich konnte Mitte 1994 das neue Schuljahr kaum starten.
Baustellen fast überall stockten, denn es fehlte an Geld, an Geld und an Geld.
Eine Schuld lag im Zusammenbruch des kommunistischen Systems Anfang der 90er Jahre.
Während die Ex-DDR von Westdeutschland übernommen und mit horrenden Summen aufgepäppelt wurde, stand Bulgarien ohne solche Hilfe da.
Weil dort eine sozialistische Partei skandalös agierte, ging die Misswirtschaft immer weiter…
Die eigentliche Macht im Staatsapparat:
Mutri
Auf Deutsch: Fratzen
Sie hielten ganz Bulgarien im Würgegriff.
Zahllose Mafia-Clans mit Tausenden Schergen häuften durch Schmuggel, Raub, Drogenhandel, Erpressung … gigantische Vermögen an.
U. a musste jeder Besitzer eines Autos oder eines Geschäfts „Schutzgeld“ zahlen, sonst drohte ein Anschlag...
Mit dem super Reichtum wurden Politiker, Juristen, Polizisten usw. „gekauft“.
Alle Leute waren ständig im Visier
der höllischen Verbrecher.
Wehe denen, die nicht gehorchten
oder gar Gegenwehr mobilisierten,
wie z. B. Ljudmil Vodenitcharov.
Durch Korruption wurden viele Politiker
zu Marionetten der Mafia-Bosse.
Das ermöglichte auch, staatliche Gelder abzuzweigen. Bspw. vergaben Staatsbanken oft Kredite an Staatsunternehmen, ohne
eine betriebswirtschaftliche Prüfung
zu verlangen, also auf Basis persönlicher
Beziehungen. Und fatalerweise konnten
massenhaft dieser Kredite nicht beglichen
werden, weil diesbezüglich enorme Gelder einfach ins Ausland flossen…
Bei meiner Suche nach Sponsoren / Wohltätern
traf ich auf Hans Georg Feldhege,
Honorarkonsul für Bulgarien,
Schatzmeister im Deutsch-Bulgarischen Forum
und aktiv für den
Deutsch-Bulgarischen Kulturverein in Essen.
Aber zahlreiche Initiativen scheiterten
an den üblen Bedingungen in Bulgarien,
am Misstrauen gegenüber Banken, Firmen…
Einblicke bei Innenarbeiten
Das Sprachengymnasium Lovech hat Absolventen,
die beruflich sehr erfolgreich geworden sind,
auch im Ausland: in Europa,
in den USA und Kanada.
Viele von Ihnen ließen sich
hier als Sponsoren gewinnen.
Bei der Feier zur Fertigstellung / Eröffnung
der Räumlichkeiten des Sprachdiplomzentrums
erschien u. a. Frau Dr. Bräsel.
Sie koordinierte die Tätigkeit aller
deutschen Lehrerinnen und Lehrer in BG,
alles im ständigen Austausch mit dem
bulgarischen Ministerium.
Im Hintergrund:
Herr Stainow, Chef des Gemeindeparlaments
von Lovech (Lowetsch)
Segen für das deutsche Sprachdiplomzentrum durch orthodoxe Geistliche.
Nach dem Kirchgang Reden in der Aula und im hellen Trenchcoat Bürgermeister P. Ewrew
Feierliche Übergabe der Zertifikate
Deutsches Sprachdiplom
an erfolgreiche Absolventen.
Herr Hassenpflug,
Sekretär der Deutschen Botschaft
Frau Taulowa,
Referentin der Abteilung für
internationale Zusammenarbeit
im Ministerium für
Bildung und Wissenschaft
Das Deutsche Sprachdiplom (das DSD II)
ist die Qualifikation, um in Deutschland
ein Studium aufnehmen zu können.
Im WEB zu finden unter:
Fremdsprachengymnasium "Exarch Jossif I" Lovec
20.03.1998:
eine Wirtschaftsdelegation traf ein. 20 deutsche Unternehmer trafen auf 30 bulgarische Firmenleiter
zwecks Interesse, in Bulgarien zu investieren.
Schüler des Sprachengymnasiums dolmetschten die Gespräche,
richtungsweisend lernen sie u.a. Wirtschaftsdeutsch.
Lieferungen aus Deutschland:
Damit die Arbeit immer erfolgreicher ablaufen konnte, musste entsprechend
Technik angeschafft werden. Neben Kopierern, TV-Geräten etc. waren
Computer plus Monitore unerlässlich.
Hierfür galt es alle möglichen Spender permanent zu kontaktieren.
Das Foto zeigt eine Lieferung von einer deutschen Partnerschule.
Unsere vielfachen Unternehmungen ergab Beziehungen zu Friesenried (Bayern), zu Freudenstadt (BWB)
und zu Erfurt (Thüringen).
Meine letzte Mitwirkung
Foto für die Presse:
Lehrer sowie Schüler*innen
der Lowetscher- und
bayerischen Partnerschule
Schüler gewinnen einen Preis der Robert – Bosch – Stiftung
Sechs der Preisträger flogen später nach Berlin, wie 14 weitere Europagruppen,und trafen dort auch Hans Dietrich Genscher.
Was ich 1994 am Lowetscher Gymnasium antraf, entsetzte.
Da mein eigentlicher Auftrag der Chemie- u. Bio-Unterricht gewesen ist, rang ich zunächst darum, die desaströsen Bedingungen dafür zu verbessern. Aufgrund der schrecklichen Lage war die Abgeordnete für Deutsch nervlich kollabiert und floh. Von daher kümmerte ich mich dann auch um alle Belange für die Entstehung eines Sprachdiplomzentrums.
Aber ohne den enormen Einsatz wichtiger Mitstreiter wäre das unmöglich gewesen.
Roman über eine bizarre Geschichte: Siehe folgenden
Link.